In der westirischen Burren-Region kommen bei „The Wild Kitchen“ und weiteren Angeboten nicht nur Abenteurer auf den Geschmack.
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Burren Eco Tourism: Von der Hand in den Mund

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Es ist nahrhaft, nachhaltig, gesund, kostenlos – und ungewöhnlich: das Essen, das man beim so genannten Foraging“ in der freien Natur selbst sammelt, um es anschließend zu kochen oder – noch besser – gleich an Ort und Stelle zu genießen. Ein Hotspot für diese naturverbundene Art des Kochens liegt in der westirischen Grafschaft Clare. Dort erstrecken sich entlang des Wild Atlantic Way gleich mehrere erhabene Naturmonumente, allen voran die berühmten Cliffs of Moher und der Burren, eine eindrucksvolle Kalksteinlandschaft. Zusammen bilden sie den 530 Quadratkilometer großen Burren and Cliffs of Moher UNESCO Global Geopark. Die mondähnliche Region soll J.R.R. Tolkien zum „Herrn der Ringe“ inspiriert haben, insbesondere die baumlose Einöde mit der Höhle Pol na Gollum. Klingelt’s? Zweifellos regen die XXL-Kalkrechtecke die Phantasie der meisten Besucher an, nicht zuletzt wegen der exotischen und keineswegs öden Flora aus mediterranen, arktischen und alpinen Pflanzen. Insgesamt zählt die Wissenschaft rund 1.100 Arten, vom Kuckucksknabenkraut bis zur Dasiphora. Erstaunlich: Drei Viertel aller irischen Wildblumenarten kommen hier vor, darunter allein 23 wunderschöne Orchideenarten. Und diese Vielfalt spricht alle Sinne an, nicht nur die visuellen. Sie rascheln, riechen – und schmecken!

Drei Viertel der irischen Wildblumenarten sind im Burren zu finden.
Drei Viertel der irischen Wildblumenarten sind im Burren zu finden.

Natürlich nicht alle. Unverzichtbar ist es, jemanden an der Hand zu haben, der weiß, was man pflücken, sammeln und vor allem essen kann – und wie man es gegebenenfalls zubereitet. Oonagh O’Dwyer ist so jemand, eine echte Foraging-Expertin. Ihr Credo lautet: „Wir haben auf lokaler wie weltweiter Ebene Tausende von Pflanzen, die sich für unsere Ernährung eignen, aber leider essen wir nur eine Handvoll davon.“ Um das zu ändern, hat sie im Rahmen des 2015 von der EU mit dem Status „European Destination of Excellence“ (EDEN) ausgezeichneten Burren Food Trails ein äußerst geschmackvolles Projekt gestartet: The Wild Kitchen. Es besteht aus drei verschiedenen Wild-Food-Angeboten, die interessierte Gäste zwischen Februar und November erleben können.

Eine davon heißt „Seaweed Walk/Talk/Taste Experience“. Wie der Name schon sagt, geht es dabei vor allem um Algen, genauer gesagt um Seetang, eine Braunalge, die als Heilmittel beliebt ist, aber auch gegessen werden kann. Doch wo und wie erntet man dieses Superfood? Oonagh zeigt es. Und vieles mehr. Erzählt nebenbei von Schmetterlingen, Dachsen, Wildziegen und heimischen Meeresbewohnern wie Robben und Seevögeln à la Papageientaucher und Trottellumme und berichtet von einigen der rund 2.700 und bis zu 6.000 Jahre alten Monumente, die im Burren registriert sind. Und dann ist da natürlich die Verkostung, bei der neben salzig, süß, sauer und bitter vor allem der fünfte Geschmackssinn im Mittelpunkt steht: Umami, oft als erdig und herzhaft beschrieben und als natürlicher Geschmacksbooster. Passt. Dabei geht es vor allem um die Kombination mit anderen Köstlichkeiten, die sich am Wegesrand auftun. Das können Beeren, Früchte, Nüsse und Wurzeln sein, aber auch Blüten und Samen. Der Zufall bestimmt den Speiseplan und die Jahreszeit. Natürlich sieht der Speiseplan im Frühjahr anders aus als im Spätherbst. Ein großes Plus rund ums Jahr: Oonagh kennt die besten Plätze für alle Leckereien.

Blasentang ist als Heilmittel beliebt, kann aber auch gegessen werden.
Blasentang ist als Heilmittel beliebt, kann aber auch gegessen werden.

Davon profitieren auch die Teilnehmer des „Hedgerow Walk/Experience“. Die mehrstündige Tour führt entlang der alten Bahntrasse der Old West Clare Railway und verspricht herrliche Ausblicke auf die Liscannor Bay. Doch um Essbares zu entdecken, braucht man einen geschulten Blick. Und so wird während der Wanderung immer wieder gegriffen, gepflückt, gerupft und mit den gesammelten Schätzen ein schmackhaftes Picknick auf einer Wildblumenwiese veranstaltet – garniert mit einer Decke, Dekoration und Oonaghs Geschichten über die Region, die Kultur und wie man Wildpflanzen noch identifizieren kann. Dieses Wissen wird auch in – Erlebnisangebot Nummer drei – stationären Wildfood-Workshops vermittelt, einer Herzensangelegenheit von Oonagh. „Wildfood ist für die meisten Menschen ein Rätsel“, sagt sie. „Ich möchte dieses Rätsel lösen und den Menschen das Selbstvertrauen geben, es in ihrer Ernährung zu verwenden.“ Und so erklärt sie in den Workshops auch, wie die Lebensmittel aus der Natur in der Küche verarbeitet, gekocht und haltbar gemacht werden. Tipps und Rezepte, die übrigens auch für das Foraging zu Hause nützlich sein können.

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