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Nordholland: Viel mehr als nur „Tulpen aus Amsterdam“

Fotos: werner-menzel.de
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Wenn von Nordholland die Rede ist, denken wir zunächst an Amsterdam und Alkmaar. Die beiden Städte stehen im touristischen Konsens für das „typisch holländische“ wie Tulpen, Holzschuhe und Käse. Dass diese Provinz der Niederlande jedoch weit mehr zu bieten hat, „erfährt“ der Besucher ziemlich schnell.


Autor: Werner Menzel
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Dieses „Erfahren“ ist übrigens wörtlich zu nehmen, denn um die Schönheit und Vielfalt der Region kennenzulernen, ist das Fahrrad oder alternativ das Boot eine gute Wahl. Wir lassen zum Start die Stadt Alkmaar mit ihrem weitgehend touristisch geprägten Käsemarkt einmal links liegen und widmen unsere Aufmerksamkeit einem Ziel, das nur wenige Kilometer nordwestlich von Alkmaar liegt und an einem Orte die Vielfalt der holländischen Landschaftsformen zeigt. Die Schoorler Dünen sind, anders als der Name vermuten lässt, keine reinen Sanddünen, sondern ein Waldgebiet, dass auf Dünen entstanden ist.

Fotos: werner-menzel.de
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Höchstes Dünengebiet

Heute sind die Schoorler Dünen ein beliebtes Naherholungs- und Ausflugsgebiet auch der Nordholländer, die der Stadt entfliehen wollen und Abwechslung suchen. Ein guter Anlaufpunkt ist hier das Buitenzentrum in Schoorl. Dieses Haus beherbergt neben dem Restaurant für kleine Stärkungen ein Besucherzentrum mit Infopunkten, an denen Ranger für Gespräche zur Verfügung stehen und den Gästen die Schönheit des höchsten Dünengebietes der Niederlande nahebringen. Bevor es zu Fuß oder per Fahrrad hinaus in die Dünen- und Waldlandschaft geht, ist eine etwa einstündige Inforunde mit dem Sonnenzug, einer solargetriebenen Minibahn, eine gute Idee. Der Zugführer ist ein ausgewiesener Kenner der Region und gibt während der Fahrt an zahlreichen Stationen sein Wissen weiter. Selbst die ausgedehnten Waldameisenkolonien kennt er und hat wahrlich keine Berührungsängste…

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Dem Meer abgerungen

Die Provinz Nordholland umfasst die Halbinsel zwischen Nordsee und Ijsselmeer. Heute noch besteht sie zu zwei Dritteln aus Land und einem Drittel aus Wasserfläche. Zur Provinz gehört übrigens auch die Insel Texel im holländischen Wattenmeer. Mehr als die Hälfte der heutigen Landmasse wurde dem Meer abgerungen: Die Fläche besteht aus trockengelegten Poldern.

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Archäologische Funde in der Region zeigen, dass die Halbinsel bereits in der Zeit zwischen 450 und 550 n. Chr. bewohnt war. In der Gegend um Bloemendaal wurden Töpfe, Kannen und Schalen aus dieser Zeit gefunden, die wohl aus dem Rheinland importiert waren. Die Ausgrabungen lassen darauf schließen, dass im 5. Jahrhundert Handelsbeziehungen zwischen Nordholland und dem Rheinland bestanden.

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Blühende Landschaften

Wir machen uns weiter auf den Weg nach Norden und erleben hier im späten Frühling eine Blütenpracht links und rechts der Straße, die unwillkürlich an den Schlager „Tulpen aus Amsterdam“ denken lässt. So weit das Auge reicht ein Feld neben dem anderen: Hier muss das Auto einfach auf dem nächsten Parkplatz stehenbleiben und das Fahrrad seinen Dienst tun. Nur so erlebt man im wahrsten Sinne hautnah und mit allen Sinnen diese blühende und duftende Welt aus Narzissen, Hyazinthen und Tulpen. Bis hinter Schagen begleitet uns diese Farbenpracht und als wir schließlich nach Westen Richtung Küste abbiegen, bekommen wir mit der Strandlandschaft um Callandsoog einen „Ersatz“, der sich sehen lassen kann.

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Das Tor zum Wattenmeer

Vorbei am bekannten Julianadorp erreichen wir schließlich den nördlichsten Punkt der Halbinsel, die Stadt Den Helder. Von hier aus starten Touristen mit der Autofähre zur benachbarten Westfriesischen Insel Texel. Südlich von Den Helder schließt sich die Gemeinde Schagen, bekannt für zahlreiche Museen und Ausstellungen, an. Zwischen Den Helder und Texel liegt das Marsdiep, der einzige Zugang für größere Schiffe von der Nordsee zum IJsselmeer und somit zu den früher wichtigen Handelsstädten und -häfen Hoorn, Enkhuizen und Amsterdam. Die meisten Einwohner der Gemeinde Den Helder, circa 44.000, wohnen in der gleichnamigen Stadt. Sehenswert hier ist neben dem Marinemuseum vor allem das Reddingmuseum. Hier in Hafennähe dreht sich alles um die Seerettung vergangener Jahrzehnte. Außerdem bietet das Museum eine Rundfahrt mit einem historischen Rettungskutter durch den Hafen an.

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Deich als Brücke nach Friesland

Bevor unsere Runde durch Nordholland endet und wir wieder Richtung „Festland“, wie man das Gebiet jenseits des Ijsselmeeres nennt, fahren, ist ein Besuch des Wattenmeerausguck in Den Oever Pflichtprogramm. Der exponiert angelegt Ausguck im Wattenmeer verspricht insbesondere zum Tagesbeginn und zum Sonnenuntergang unvergessliche Eindrücke. Hier ist dann auch gleich der Startpunkt für eine besondere Fahrt auf dem Deich: Der „Afslutdijk“, auf dem die Autobahn A7 Richtung Friesland verläuft, ist ein Beweis für die Ingenieurskunst der Niederländer und bietet leider viel zu wenig Aussichtspunkte, um das Bauwerk entsprechend zu würdigen. Lediglich am Ende des Deiches wartet ein Infocenter mit Besucherturm.

Fotos: werner-menzel.de
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Jenseits aller Diäten

Kulinarisch hat Nordholland übrigens weit mehr zu bieten als Gouda, Maasdamer und Poffertjes. Während in den kalten Monaten der Stamppot, ein Eintopf aus Kartoffel und Gemüse, oft mit Grünkohl und Rauchwurst, und die Erwtensoep (Ebsensuppe) die Stars in der Küche sind, werden wir als Sommerbesucher wohl eher mit Bitterballen – einer Fleischbällchen-Variante mit Käse, die an Frühlingsrollen erinnern, Stroopwafels oder Oliebollen Bekanntschaft machen. Die Bollen machen ihrem Namen alle Ehre, denn wörtlich übersetzt bedeutet Oliebollen „Fettkugeln“. Die frittierten Teigknödel werden mit Rosinen und Korinthen gefüllt, mit Puderzucker bestreut und besonders gern zum Kaffee gereicht. Diese kleinen Köstlichkeiten sind auch kalt noch eine Sünde wert. Die ebenfalls überall präsenten Frikandel haben übrigens mit der deutschen „Bulette“ nicht viel gemein. Sie erinnern in der „Special“-Version eher an den Hot Dog.

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