Die Lüneburger Heide hat weit mehr zu bieten, als blühendes Heidekraut im Sommer und süße Heidschnucken im Frühling: Wer sich ans südliche Ende der Heideregion begibt, landet nahe Hannover in der idyllischen Mühlenstadt Gifhorn. In unmittelbarer Nähe zum Zentrum und der Altstadt des Ortes liegt der Mühlensee und darin eingebettet das Internationale Mühlenmuseum. Stolze 14 Mühlen aus 11 Ländern dieser Welt sind hier in Originalgröße, viele weitere als Modelle, aufgebaut.
Autor: Werner Menzel, werner-menzel.de
Dieses weltweit wohl einzigartige Museum vermittelt dem Besucher die Romantik einer vergangenen Zeitepoche. Wir betreten das Museumsgelände und sind gleich mitten in einem sanften Heideland. Das erste Highlight des Besuches ist eine wirklich majestätische Erscheinung: Die schlanke Gestalt der Mühle von Sanssouci lässt uns ahnen, welche Erlebnisse hier noch auf uns warten. Die Mühle gilt als Abbild der berühmten Potsdamer Mühle aus den Zeiten Friedrich des Großen.
Mediterran bis nordisch
Schon wenige Schritte weiter wird es mediterran: Weiße Mühlen aus Griechenland und Portugal stehen im direkten Kontrast zu dem sonnigen Gelb der spanischen Mühle südländisches Flair. Hier, wie auch bei allen anderen in Gifhorn aufgebauten Mühlen, ist soweit wie eben möglich die Bodenbeschaffenheit und der Bewuchs den Originalschauplätzen angeglichen. Was in diesem Zusammenhang auffällt, ist die überdurchschnittliche Sauberkeit in der durchweg sehr gepflegten Anlage. Bis hin zu den typischen Eseln auf den Weiden zwischen den Mühlen Südeuropas legt man besonderen Wert auf Authentizität.
Traditionelles Mühlenland
Die Mühlentradition hat in Gifhorn eine lange Geschichte. Die 1196 erstmals erwähnte Stadt liegt an Mündungswinkel der Flüsse Aller und Ise sowie an der Wegkreuzung der alten Salzstraße und der Kornstraße nach Magdeburg. Viele der damals und teilweise auch heute noch in der Stadt beheimateten Zünfte und Handwerksbetriebe sind in den sehr gut erhaltenen Schnitzereien in den Giebeln der Fachwerkhäuser der Altstadt dokumentiert. Ein besonders sehenswertes Beispiel dafür ist das Alte Rathaus an der Ecke Torstraße und Cardenap. Es wurde 1562 erbaut und ist mit seiner Holzschnitzornamentik ein echter Hingucker.
Energie aus Wind und Wasser
Zurück zum Freilichtmuseum: Gleich am Eingang haben wir mit der Kellerholländermühle gleich eine für die schleswig-holsteinische Küstenregion recht typische Mühlenbauform kennengelernt. Die Mühle ist über 150 Jahre alt. Typisch für Niedersachsen ist die Bockwindmühle, an der wir als nächstes vorbeikommen. Dazu gesellen sich verschiedene Wasser- und Schiffsmühlen aus Serbien, Korea, Tirol und Ungarn. Von dort stammt übrigens die besonders interessante, weil seltene Schiffmühle. Eine weitere sehenswerte Mühle steht etwas außerhalb des Museums und stammt aus der schottischen Partnerstadt Dumfries. Die „Lady Devorgilla“ ist eine traditionelle Hochzeitsmühle, in der auch heute noch bei sich drehenden Flügeln Trauungen abgehalten werden.
Orthodoxe Kirche als Zugabe
Gastronomischer Mittelpunkt des Museumsgeländes ist das Niedersachsenhaus. Hier kosten wir Streuselkuchen und frisches Brot aus dem großen holzbefeuerten Steinbackofen. Das Museum insgesamt ist ein Spiegel der Mühlengeschichte und der historischen Entwicklung der Müllerei sowie ein einmaliges kulturelles Erbe. Dazu tragen auch die sehenswerte Ausstellungshalle mit über 50 maßstabsgetreuen Modellen und Mühlentechnik, der Dorfplatz mit seinen Fachwerkhäusern und die Russisch-Orthodoxe Holzkirche auf dem Gelände bei. Für die Besichtigung dieser Kirche mit ihren acht zum Teil vergoldeten Kuppeln und der sehenswerten Ikonenmalerei wird ein zusätzliches Eintrittsgeld erhoben.
Weitere Informationen:
www.suedheide-gifhorn.de (Region Südheide)
www.muehlenmuseum.de (Das Internationale Mühlenmuseum)