Startseite » Auf leisen Pfaden durch das südliche Münsterland: Wandererlebnis zwischen Heide, Moor und Genuss

Auf leisen Pfaden durch das südliche Münsterland: Wandererlebnis zwischen Heide, Moor und Genuss

Anzeige

Es gibt diese Landschaften, die sich nicht sofort aufdrängen. Sie sind still, fast bescheiden – und gerade deshalb ziehen sie uns in ihren Bann. Das südliche Münsterland gehört für uns genau zu diesen Orten. Schon bei unserer Ankunft spüren wir diese besondere Ruhe, die in der Luft liegt.


Autor: Werner Menzel
Fotos: werner-menzel.de


Sanfte Hügel, lichte Wälder und weite Felder breiten sich vor uns aus. Nichts scheint hier laut zu sein, nichts eilt. Wir haben uns entschieden, das Münsterland wandernd zu entdecken, Schritt für Schritt, abseits des schnellen Alltags.

Die Hohe Mark lockt

Gleich am ersten Tag folgen wir dem Hohe Mark Steig, einem der schönsten Fernwanderwege Nordrhein-Westfalens. Schon der Name klingt nach Abenteuer – und genau das haben wir gefunden. Der Weg windet sich über 150 Kilometer durch die Natur, von Wesel bis Olfen, und wir erleben auf unserem Abschnitt, wie abwechslungsreich diese Region ist. Mal führt uns der schmale Pfad durch dichte Laubwälder, in denen das Licht wie feiner Staub zwischen den Blättern tanzt, dann wieder öffnet sich die Landschaft zu weiten Heideflächen, die im Spätsommer in zartes Lila getaucht sind. Immer wieder bleiben wir stehen, um einfach nur zu schauen, zu atmen, den Moment aufzusaugen.

Jeden Tag ein Landstreifer

Davon wollen wir mehr erleben: Wir haben von den „Landstreifern“ gehört, einer Serie von rund zehn liebevoll ausgeschilderten Tagestouren im südlichen Münsterland. Sie sind kürzer, kompakter und bieten uns die Möglichkeit, die Region noch intensiver zu erkunden. Unsere Wahl fällt auf eine Tour rund um Haltern am See. Schon nach wenigen Kilometern sind wir mittendrin in einer Landschaft, die fast märchenhaft wirkt. Ein alter Eichenwald umgibt uns, die Stämme knorrig und stark, dazwischen verstecken sich kleine Teiche, in denen Libellen über das Wasser schwirren.
Die „Landstreifer“ haben uns überrascht – nicht, weil sie spektakuläre Gipfel oder schwindelerregende Ausblicke bieten, sondern weil sie uns das Gefühl geben, der Landschaft wirklich nah zu sein. Wir durchqueren kleine Bachtäler, folgen verwunschenen Hohlwegen und passieren winzige Dörfer, in denen die Zeit langsamer zu laufen scheint. Einmal sitzen wir auf einer alten Holzbank am Wegesrand und teilen uns eine Scheibe Pumpernickel, dieses tiefschwarze, dichte Brot, das im Münsterland fast so etwas wie Kultstatus hat. Sein leicht süßlicher Geschmack, das kräftige Aroma – es passt perfekt zu einer Pause in der Natur.
Westfälische Gastlichkeit

Es ist dieser Wechsel zwischen Bewegung und Ankommen, der unsere Wanderungen so besonders macht. Kaum verlassen wir die Wälder, breiten sich offene Felder vor uns aus, durchzogen von schmalen Hecken. Hier treffen wir auf einen Hofladen, der frischen Landschinken verkauft. Wir können nicht widerstehen. Dünn aufgeschnitten, zart geräuchert, schmeckt er nach genau dem, was wir gerade erleben: Ursprünglichkeit, Handwerk, Tradition. Ein paar Kilometer weiter entdecken wir in einer kleinen Gaststube deftige Mettwurst, deren rauchiger Duft schon von der Türschwelle aus lockt. Mit einer Scheibe Bauernbrot, etwas Senf und einem kühlen Landbier schmeckt das Münsterland plötzlich noch einmal anders – kräftig, ehrlich, unverstellt.

Wo Heide auf Moor trifft

Wir haben uns erneut aufgemacht, die Landstreifer-Rundwege zu entdecken, und schon beim ersten Schritt spürten wir: Jede Tour ist wie eine Einladung, einmal innezuhalten und bewusst wahrzunehmen, wie die Natur erzählt – leise, aber voller Tiefe. Diese Rundwege führen uns durch eine Welt, in der Moore und Heide, Wälder und historische Orte zu lebendigen Zeugen einer Landschaft werden, die uns sanft berührt.
Besonders nah sind uns jene Touren gekommen, die das Moorerlebnis nicht verstecken, sondern mitten hineinführen. Da ist der Landstreifer „Diersfordter Wald“ – etwa 15 Kilometer lang, mittlere Kondition empfohlen – der uns auf Holzbohlen durch ein Moor leitet, eingebettet in knorrige Eichen, Rotbuchen und zarte Kiefern. Wir haben jeden Schritt gespürt, das leise Knarren unter den Sohlen, den Duft von feuchter Erde über dem stillen Wasser, und die Ahnung, dass hier – im Schutz dieser feuchten Welt – auch der seltene Hirschkäfer zu finden ist.

Spuren der Vergangenheit

Mit jeder Tour wachsen unsere Sinne in eine tiefere Beziehung zur Umgebung – und das trifft auf „Auf den Spuren Graf Alexanders II.“ zu, eine etwa 6,5 km lange Runde rund um Schloss Raesfeld, durch den historischen Tiergarten des Wasserschlosses, wo Architektur und Natur zu einem harmonischen Ganzen verschmelzen. Dann war da noch die Üfter Mark – knappe 14 Kilometer, mitten im Wald, wo das Erleben im Rhythmus der Jahreszeiten heißt: Zeiten, in denen das Reich der hohen Kiefern sein Vereinskleid stets wechselt. Wir haben gerochen, gespürt, wie das Licht zwischen den Nadeln tanzt, wenn der Wald sich öffnet oder versteckt – eine Entdeckungstour für Kopf wie Herz. Und es gibt Touren, die uns die Weite zeigen: „Dein Bett mit Aussicht“ in Reken – etwa 9 km, mittelschwer – auf denen wir auf Pfaden wandeln, die Vogelgesang und Duft von Wald tragen, und schließlich eine hochgelegene Plattform besteigen (30 m über 168 Stufen!), die uns weit über Felder und Wälder schweifen lässt – hin bis ins Ruhrgebiet, wo sich bei klarer Sicht sogar die Halde Oberscholven zeigt.

Hirsche grüßen ihre Gäste

Höhepunkt der Wanderungen war aber sicher der Landstreifer „Tiefe Berge, hohe Täler“ bei Haltern am See – rund 16 km mit deutlichen Höhenmetern. Wir fühlen, wie wir auf- und abtauchen, Wald erklimmen, sehnsuchtsvoll Aussicht genießen – und zugleich tief verbunden bleiben mit dem Boden, der uns trägt. Mittendrin läuft diese Tour „Wild Wald Weitsicht“ durch Reken, Lembeck und Haltern – knapp 12 Kilometer, ein Wechsel zwischen Wäldern, Aussichtspunkten und weiten Blicken. Stolze Hirschrudel grüßen uns, als wollten sie sagen: Hier bist du richtig.

Anzeige

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert