Im hohen Norden von Niedersachsen, auf der malerischen Halbinsel Butjadingen, schlummert der Langwarder Groden – ein einzigartiges Stück Natur das sich nun den Titel „Naturwunder 2024“ sichern konnte. Eingerahmt von der zauberhaften Kulisse des UNESCO-Weltnaturerbes Niedersächsisches Wattenmeer entfaltet der Langwarder Groden eine lebendige Schau der Naturkraft und -vielfalt.
Autor: Werner Menzel
Fotos: werner-menzel.de
Zauber zum Sonnenaufgang
Seinen Zauber vermittelt der Langwarder Groden, wenn man ihn schon zum Sonnenaufgang besucht und gemeinsam mit Seevögeln und den Schafen auf den angrenzenden Wiesen einen neuen Tag begrüßt. Je nach Tide, also dem Stand der Gezeiten, erleben wir hier wirklich hautnah das Kommen und Gehen des Wassers bei Ebbe und Flut. Der gut ausgebaute Bohlenweg durch den Groden lässt uns direkt teilhaben an diesem so einzigartigen Wechselspiel. Wo eben noch links und rechts des Weges die Nordseewellen Weite vortäuschten, schauen wir nur eine Stunde später auf trockenliegendes Watt und bizarr geformte Priele, die beinahe täglich ihre Form ändern.

Duell um den Titel
In einem aufregenden Online-Voting triumphierte 2024 der Langwarder Groden mit 10.530 Stimmen, siegte knapp gegen acht weitere atemberaubende Naturschätze in Deutschland. Nur 276 Stimmen weniger heimste der Rochlitzer Berg in Sachsen ein und landete damit auf Platz zwei. Insgesamt stimmten 33.040 Naturliebhaber aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ab. Die Heinz Sielmann Stiftung und der Deutsche Wanderverband organisierten das Event – und knackten damit den Teilnehmerrekord.

Zeichen für Harmonie
Der Langwarder Groden zeigt eindrucksvoll, wie Natur und Mensch in Harmonie leben können. Ein ehrgeiziges Renaturierungsprojekt hat das Gebiet in ein einzigartiges Refugium verwandelt. Dies ist eine Erfolgsgeschichte des Naturschutzes. In den 1930er-Jahren trennte man den Langwarder Groden durch den Bau eines Sommerdeichs von den Gezeiten. Ziel war es, das Land für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Diese Trennung führte jedoch zum Verlust der natürlichen Salzwiesendynamik. 2014 begann man im Rahmen eines Ausgleichsprojekts für den Jade-Weser-Port mit der umfassenden Renaturierung. Der Sommerdeich wurde auf 900 Metern geöffnet. 140 Hektar Land wurden wieder den Gezeiten ausgesetzt. Zudem förderte man die natürliche Wiederbesiedelung durch Flora und Fauna. Heute findet im Langwarder Groden eine beeindruckende Artenvielfalt einen Lebensraum, darunter Robben und zahlreiche Vogelarten.

Ein Ort voller Magie
Langwarder Groden fasziniert nicht nur Tiere, sondern beeindruckt auch seine Besucher tief. Der vier Kilometer lange Weg und ein leicht zugänglicher Lehrpfad laden Neugierige ein, die spannende Welt der Salzwiesen und des Wattenmeers zu entdecken. Besonders auffällig: der 400 Meter lange Bohlenweg. Er führt trockenen Fußes durch gelegentlich überschwemmte Gebiete. Dort erleben Abenteurer hautnah, wie Gezeiten die Landschaft ständig verändern und schützen dabei den empfindlichen Wattboden. Aussichtspunkte bieten eindrucksvolle Blicke aufs Wattenmeer. Die Mischung aus frischer, salziger Luft der Ruhe der Natur und der Dynamik der Gezeiten verwandelt den Langwarder Groden in einen Ort voller Magie.

Ausflugserlebnis mit Preis
2019 glänzte der Wanderweg im Langwarder Groden und erhielt das Zertifikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“. Diese Ehrung zeigt den extraordinären Standard des Weges. Naturliebhaber, Familien und sogar Menschen mit begrenzter Mobilität fühlen sich hier pudelwohl – sie erleben die Natur in vollen Zügen. Das Watt fasziniert und die jodhaltige Luft erfrischt die Sinne.
Die Wahl zum Naturwunder
Die Heinz Sielmann Stiftung und der Deutsche Wanderverband organisieren die Wahl zum „Naturwunder des Jahres“. Dieses Projekt soll das Staunen über die Schönheiten der Umwelt wecken und ihren Schutz fördern. Naturwunder wie der Langwarder Groden beeindrucken nicht nur durch ihre Landschaft, sondern erzählen auch spannende Geschichten über ökologisches Geschehen und wichtige Lebensräume. Der herausragende Preis zeigt, dass der Langwarder Groden ein Paradebeispiel ist, wie Naturschutz und Tourismus harmonisch Hand in Hand gehen können. Besucher tauchen in diese faszinierende Umgebung ein und nehmen – neben unvergesslichen Eindrücken – ein erweitertes Bewusstsein für die Kostbarkeit unserer Natur mit nach Hause.