Auf den Spuren von Indiana Jones und Lara Croft in Indochina
Text und Fotos: W. Stoss
Indochina – schon der Klang gibt sich geheimnisvoll und verspricht Abenteuer pur. Wir wollen uns auch einmal wie Indiana Jones und Lara Craft fühlen und starten mit Vietnam Airlines nach Saigon, dem heutigen Ho Chi Minh City. Von dort aus wollen wir nach Kambodscha zur geheimnisvollen Ruinenstadt Angkor Wat reisen. Und das per Schiff. Warum per Schiff?
Nun, so schreibt z.B. Nick Ray im Travel Handbuch noch vor einigen Jahren über das Straßennetz in Kambodscha: „Das kambodschanische Straßennetz zählt zu den erbärmlichsten in ganz Asien, denn viele der so genannten National Highways sind in einem absolut katastrophalen Zustand….Die Straße von Kompong Cham nach Snuol – 130 km Schmerzen und Zähneklappern, verstärkt durch die Angst vor einem möglichen Raubüberfall…Von Siem Reap nach Sisiphon – das ist sowohl die von Besuchern am häufigsten frequentierte als auch die gotterbärmlichste Straße Kambodschas; zum Trost sei gesagt, dass es fast nicht mehr schlimmer kommen kann…“
Obwohl der Straßenzustand sich inzwischen gebessert haben dürfte, gestaltet sich eine Reise per Schiff viel entspannter auf dem träge dahin fließenden Mekong River! Doch auch hier können uns Abenteuer erwarten. So erzählt uns Schiffs-Hoteldirektor Alexander Scheible, dass 1877 die Khy Byoo in einen riesigen Strudel geriet und drei Tage brauchte, um wieder frei zu kommen. Und noch vor einigen Jahren, im Jahr 2001, lief die Pandaw II bei ihrer Jungfernfahrt auf dem Irrawaddy auf Grund und steckte fünf Tage lang fest. Da der Fluss sein Bett unvermutet ändern kann, werden dabei oft Sandbänke aufgeschwemmt. Die Passagiere empfanden dies aber als Abenteuer und lehnten es ab, evakuiert zu werden. Die Orient Pandaw, mit der wir jetzt den Mekong entdecken wollen, befindet sich ebenfalls auf ihrer Jungfernfahrt … muss aber nichts Schlimmes bedeuten.
Saigon – die quirlige Metropole mit Pariser Atmosphäre
Saigon wurde erst 1698 gegründet und maßgeblich von den französischen Kolonialherren geprägt. Diese entwässerten die Sümpfe, legten Boulevards an, errichteten bemerkenswerte öffentliche Bauten, und ihre Straßencafés und eleganten Geschäfte schufen ein „Pariser Flair“. Saigon ist mittlerweile mit ca. 8 Millionen Einwohnern die größte Stadt des Landes und zeigt überall das pulsierende, vietnamesische Leben in prächtigen Straßen-märkten, eleganten Geschäften und Cafés, trendigen Clubs und Pubs.
Zuerst bummeln wir durch das Chinesenviertel Cholon, von reichen chinesischen Flüchtlingen gegründet als „Cho Lon“, d.h. großer Markt. Wir lassen uns treiben durch Tausende von Ständen und Geschäften mit Kleidung, Nahrungsmitteln und Haushaltsgegenständen jeglicher Art. Ganz in der Nähe besichtigen wir die Pagode des Jadekaisers, von der man sagt, dass sie auch heute noch ein wichtiger Treffpunkt chinesischer Geheimbünde ist: ein farbenprächtiger und geheimnisvoll wirkender Ort.
Doch auch die französischen Gebäude sind interessant: Die Kathedrale Notre Dame ist neoromanischen Stils und hat zwei hohe quadratische Türme mit eisernen Spitzen. Am besten gefällt uns jedoch das Gebäude der Hauptpost mit gläsernem Vordach und prächtiger Innenausstattung – sie ist auch heute noch das größte Postgebäude Vietnams.
In sozialistischem Zuckerbäckerstil präsentiert sich der „Palast der Unabhängigkeit“, der am 30. April 1975 von nordvietnamesischen Panzern erobert wurde, wodurch das politische System Südvietnams gewaltsam beendet wurde. Beklemmend ist die Atmosphäre im Kriegsmuseum, in dem eine Sammlung von Waffen, Nachbauten von Kerkern und viele Fotos der Kriegsgräuel aus zwei Indochinakriegen zu sehen sind.
Tag 1: Aufbruch ins Mekong-Delta
Der mächtige Mekong River ist der achtlängste Fluss der Welt. Von seiner Quelle hoch oben in Tibet fließt er über 4.500 km durch China, Birma, Laos, Kambodscha, Vietnam und ergießt sich in 9 Flussarmen („neun Drachen“) ins südchinesische Meer.
Hier liegen die fruchtbaren Gebiete Vietnams mit drei Reisernten im Jahr. In den letzten Jahren war Vietnam der drittgrößte Reisexporteur der Welt – nach Thailand und Indien. Überschwemmungen, wie z.B. in Bangladesh, sind hier unbekannt: Der Mekong hat ein natürliches Abflussbecken, den tiefer liegenden Tonle-Sap-Lake in Kambodscha. Bei Hochwasser fließen die Wassermassen einfach in den See ab. Weltweit ist dies der einzige Fluss, der die eine Hälfte des Jahres „vorwärts“ und die andere „rückwärts“ fließt!
Es gibt wohl kaum auf der ganzen Welt ein zweites Flussleben, das so faszinierend und abwechslungsreich ist, wie das Leben am Mekong. Vielleicht noch der Nil in Ägypten. Tatsächlich gibt es jedoch kaum einen größeren kulturellen Gegensatz als den zwischen dem hektischen Mekongdelta und der Ruhe in Kambodscha.
Nach zwei Stunden Busfahrt erreichen wir den Liegeplatz unseres Schiffes Orient Pandaw, das für die nächsten 11 Tage auf dem Mekong unser Zuhause werden soll. Nach Bezug der geräumigen und mit viel edlem Holz ausgestatteten Kabinen und einem Rundgang durch das wunderschöne Schiff wird auch schon das Mittagessen serviert.
Am Nachmittag geht’s dann mit lokalen kleinen Booten auf Ausflugsfahrt nach Cai Be. Dort besichtigen wir die Gotische Kathedrale und das malerische Hafenareal aus der französischen Kolonialzeit. Anschließend machen wir noch Station in einem eleganten früheren Regierungsanwesen und erfreuen uns an seinen herrlichen Gartenanlagen.
An Bord zurückgekehrt nehmen wir am Briefing im Vortragsraum teil, wo uns jeden Abend jeweils der nächste Tagesablauf präsentiert wird. Danach haben wir bereits Appetit auf das köstliche Abendessen. Einen gelungenen Abschluss des Tages bietet eine traditionelle vietnamesische Musikgruppe an Deck.
Tag 2: Im Mekong-Delta
Wer Lust hat, kann täglich schon im anbrechenden Morgen ab 6 Uhr Kaffee und Tee an Deck genießen. Wir ziehen es jedoch vor, ganz gemütlich um kurz vor 8 Uhr frisches Obst, Müsli oder ein Omelette im Speisesaal zu uns zunehmen. Bis zum Mittagessen geht es wieder mit einheimischen Booten auf einen Ausflug, wo wir einen bemerkenswerten Bonsai Garten und ursprüngliche Ziegel- und Töpfer-Werkstätten besichtigen. Noch während wir beim Mittagessen sind, legt das Schiff ab und eine abwechslungsreiche Uferlandschaft zieht gemächlich an uns vorbei. Nachmittags lauschen wir entspannt unter dem Sonnensegel an Deck unserem Guide, der uns Land, Leute und Leben in Vietnam nahe bringt. Nach dem Dinner lassen wir uns mit dem Oscar-prämierten Film „Indochina“ mit Cathérine Deneuve in die französische Kolonialzeit zurück versetzen.
Die Pandaw-Story
Ein Tag auf dem Mekong River ist eine Reiseerfahrung der ganz beson-deren Art! Kein Schiff kann hierfür besser geeignet sein als ein Schiff der Pandaw-Flotte. Ursprünglich wurde der Schiffstyp als Raddampfer kon-struiert. In Glasgow/Schottland erbaut, legte es die Strecke auf offener See von Europa nach Indochina mit eigener Kraft zurück – ein besonderes Zeichen von Seetüchtigkeit!
Die Pandaw-Schiffe, die heute zum Einsatz kommen, sind liebevoll restauriert, um die Atmosphäre und den Charakter der Ersten Klasse eines kolonialen Flussschiffes aufleben zu lassen. Bis 1997 transportierten die Schiffe der Pandaw-Reederei noch in Birma Ladung und Passagiere. Dann aber mit Hilfe von birmesischen Werftarbeitern und wertvollen Edelhölzern kehrte der Charme der Kolonialzeit auf den Schiffen zurück. Aufgrund der großen Nachfrage wurde im Jahr 2001 die Pandaw II in Dienst gestellt, worauf im Oktober 2002 die heutige Tonle Pandaw folgte.
Ursprünglich navigierten alle Pandaw-Schiffe seit 1852 in Birma auf dem Irrawaddy. In den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts transportierte die Pandaw-Flotte mit 622 Schiffen um die 8 Millionen Passagiere (ohne je ein Menschenleben beklagen zu müssen) und 1,25 Mio. Tonnen Fracht. „Unsere“ Orient Pandaw ist ein Neubau und unsere Fahrt ist die Jungfernfahrt des Schiffes. In 2009 soll sie in Borneo eingesetzt werden.
Tag 3: Überquerung der vietnamesisch-kambodschanischen Grenze
Nach dem Frühstück nehmen wir ein lokales Boot und fahren durch den Tan Chau-Kanal nach Chau Doc. Dort erwarten uns Fahrrad-Rikschas, deren Fahrer uns mit viel Spaß und mit gewagten Überholmanövern und einigen Brocken Englisch stolz ihre Stadt zeigen. Gerne lassen wir uns anschließend in der Menge auf dem Markt treiben. Wieder besteigen wir ein Boot und fahren zu einer Fischfarm. Diese besteht aus einem schwimmen-den Häuschen mit zwei großen Falltüren auf der Holzterrasse. Die Inhaberin öffnet diese und streut einige Schaufeln Fischfutter in die Öffnung – worauf es sofort silbrig von Fischen wuselt! Stolz erzählt sie, dass in einem riesigen Netz unter dem Haus so um die hunderttausend Fische – vornehmlich Welse – schwimmen würden.
Ganz wichtig tun sich die kambodschanischen Grenzer und Zöllner, die nach dem Mittagessen an der Grenzstation auf das Schiff kommen und Papiere, Mannschaft und Ladung kontrollieren. Auch unsere Pässe mit den Visa werden gründlich in Augenschein genommen. Währenddessen zeigt uns unser Chefkoch an Deck, wie man frische Vietnamesische Frühlingsrollen stilecht zubereitet.
Schließlich beenden die Beamten ihre Visite und wir nehmen gerne die Einladung von Hoteldirektor Alexander zu einem Sunset-Cocktail auf dem Sonnendeck an. Er selbst wohnt – wenn er nicht auf Fahrt ist – in der Hauptstadt Phnom Penh und kennt Kambodscha aus jahrelanger eigener Erfahrung. Er beschreibt es als ein faszinierendes Land, das sich stets seine eigene Khmer-Identität bewahrt hat, ein Nachfolgestaat des mächtigen Khmer-Reiches, das während der Periode von Angkor( 9.-14. Jh.) das kulturelle Zentrum Südostasiens bildete.
Der Name Kambodscha steht aber auch für eine kommunistische Herrschaft mit Kriegswirren, Folter, Mord, Tod, Verschleppung und Armut. Durch besondere Grausamkeit zeichneten sich die Roten Khmer aus („Killing Fields“). Während der Pol-Pot-Ära gab es keine Schulen, keine Universitäten und nicht einmal eine Währung: die Roten Khmer schafften das Geld ab und jagten das Gebäude der Nationalbank in die Luft.
Tag 4: Wir erreichen Phnom Penh, die Hauptstadt Kambodschas
Bereits um 8.15 Uhr wartet heute ein Bus am Pier und nimmt uns zu einer Stadtrundfahrt mit. Kambodschas Hauptstadt liegt am Zusammenfluss von Mekong, Bassac und Tonle Sap. Sie gilt als die schönste der während der französischen Kolonialzeit in Indochina erbauten Städte und ist der einzige wichtige Hafen oberhalb des Deltas. Bis hierher können sogar große Seeschiffe fahren. Gegründet wurde sie 1372 von einer reichen Khmerfrau namens Penh als ein kleines Kloster, nachdem sie vier Buddhastatuen in einem auf dem Mekong treibenden Baum gefunden hatte.
Diese Metropole konnte sich bis heute ihren etwas morbiden Charme bewahren. Die Franzosen hinterließen eine inzwischen dem Verfall ausgesetzte Kolonialarchitektur, die zum Teil mit viel Liebe und Geschmack wieder hergerichtet wird. Überall eröffnen Straßenrestaurants, in der Abenddämmerung treffen sich die Menschen an der kürzlich angelegten Flusspromenade und am Wochenende findet ein recht reges Nachtleben statt. Unser Tipp: Beginnen Sie Ihren Abend mit einem Cocktail im „Hotel Le Royal“, gefolgt von einem Drink im „Foreign Correspondent’s Club“ und nehmen Sie den letzten Absacker in der beliebten Bar „Heart of Darkness“.
Königliche Pracht
Wir besuchen den Königspalast, der auf dem Grund der ehemaligen Zitadelle Bantey Kev (sie stammt aus dem Jahr 1813) erbaut wurde. Da der Palast die offizielle Residenz von König Norodom Sihamoni ist, sind einige Bereiche der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Ein Zuschauermagnet ist die Silberpagode, deren Fußboden mit mehr als 5.000 Silberplatten ausgelegt ist und ein Gesamtgewicht von ca. 6 Tonnen reinem Silber aufweist. Sie wird auch oft als Tempel des Smaragd-Buddhas oder Wat Preah Keo bezeichnet. Über die Hälfte der Inneneinrichtung wurde von den Pol-Pot-Schergen zerstört, doch auch der Rest ist beeindruckend. Der Smaragd-Buddha, von dem es heißt, er bestehe aus Baccaratkristall, thront innen auf einem vergoldeten Sockel über den Altären. Davor steht ein goldener Buddha, der mit 9584 Diamanten besetzt ist – der größte bringt es auf 25 Karat! Er wurde 1906/07 in den Werkstätten des Palastes hergestellt und wiegt an die 90 kg. Direkt vor dem goldenen Buddha befindet sich eine Miniatur-Stupa aus Gold und Silber, die eine Reliquie Buddhas aus Sri Lanka enthält. Hinter den Altären steht ein Marmor-Buddha aus Birma und eine Sänfte des Königs, die von 23 Männern getragen werden musste und mit 23 kg Gold beschlagen ist.
Zum Schluss machen wir noch einen Abstecher zum überdachten Zentralmarkt mit einem Kuppelbau als Zentrum. An den dicht gedrängten Ständen werden Schmuck, Stoffe und alle Arten von Souvenirs angeboten. Die Obst- und die Gemüsestände am Rand der Halle bieten jede Menge toller Fotomotive. Hier können wir nach Herzenslust bummeln und shoppen. Wir versorgen uns hier auch mit Schulmaterialien, Sandalen und Kleidungs-stücken für Schüler, die wir bei unserem geplanten Besuch beschenken wollen. Denn Pandaw unterstützt eine Waisenhaus-Schule, der es an allen Ecken und Enden an allem Notwendigen für den Unterricht fehlt. Am Abend unterhält uns an Deck eine kambodschanische Tanz-Gruppe mit Folklore-Tänzen.
Rote Khmer und Pol Pot
Nicht an eine prächtige Vergangenheit, sondern an eine grausame, noch nicht so lange vergangene Zeit erinnert das Tuol Sleng Museum. Im Jahr 1975 wurde die Tuol Svay-Schule von den Truppen Pol Pots übernommen und in ein Gefängnis verwandelt, das als „Sicherheitsgefängnis“ (S-21) bekannt wurde. Es wurde bald zum größten Kerker und schlimmsten Folterkeller des Landes. Über 17.000 Menschen, die im S-21 gefangen gehalten wurden, sind später zur Exekution in das Vernichtungslager Choeung Ek gebracht worden. Gefangene, die während der Folter starben, wurden in Massengräbern auf dem Gelände begraben. Als Erinnerung daran wurde hier das Tuol Sleng-Museum eingerichtet, als Erinnerung an die Verbrechen der Roten Khmer.
Wie vom Wahn besessen registrierten diese akribisch genau ihre Gräueltaten – jeder Gefangene von S-21 wurde fotografiert, manchmal vor und nach der Folter. Als die „Revolution“ der Roten Khmer in immer höhere Dimensionen des Wahnsinns eskalierte, begann sie „ihre eigenen Kinder zu fressen“: Generationen von Folterern und Henkern, die hier wüteten, töteten ihre Vorgänger und wurden ihrerseits von ihren Nachfolgern umgebracht. Im Jahr 1977 hatte S-21 etwa 100 Opfer pro Tag zu verzeichnen. Rostige Bettgestelle und Fotos ihres grauenvollen Todes an den Wänden dokumentieren die grauenvolle Herrschaft der Roten Khmer.
„Killing Fields“ von Choeung Ek
Zwischen 1975 und 1978 wurden ungefähr 17.000 Männer, Frauen und Kinder – darunter auch Ausländer – in dieses Vernichtungslager verschleppt. Nicht wenige wurden dort mit Knüppeln erschlagen, um keine kostbare Munition zu verschwenden. Die sterblichen Überreste von 8.985 Menschen, viele davon gefesselt und mit verbundenen Augen, sind aus der ursprünglichen Louganplantage exhumiert worden. 43 der 129 Massen-gräber bleiben unberührt. Teile von Menschenknochen und Kleiderfetzen sind um die geöffneten Gruben verstreut. Über 8.000 Totenschädel sind nach Geschlecht und Alter sortiert, hinter Glaspaneelen zu einer Gedenk-Stupa aufgeschichtet worden.
Tage 5, 6 und 7: Expedition auf dem oberen Mekong zu den Süßwassser-Delphinen
Um noch tiefer in das Herz Kambodschas eindringen zu können, starten wir den Mekong hinauf bis zu den Stromschnellen zwischen Kratie und Stuc Trenc. Dort befindet sich eines der letzten Gebiete dieser Erde, in dem wir noch Süsswasser-Delphine beobachten zu können. In dieser abgelegenen Gegend, die fernab der bekannten Touristenpfade liegt, führt uns unsere Fahrt durch undurchdringlichen Dschungel – der ganze einheimische Verkehr kann sich nur auf dem Wasser abwickeln. Dieser Teil der Flusskreuzfahrt kann nur bei hohem Wasserstand von Oktober bis Dezember stattfinden.
Unterwegs halten wir nördlich von Kampong Cham und erklimmen schweißtreibend einen Hügel zum Tempel von Wat Hanchey aus dem 7. Jahrhundert. Dort erwartet uns ein herrlicher Rundblick auf den Mekong und den undurchdringlichen Dschungel. Am Nachmittag ist ein Besuch im benachbarten Dorf auf dem Programm. Sofort nach dem Anlegen sind wir von einer Schar neugieriger, freundlich lachenden Kindern umgeben, die uns durch das ganze Dorf begleiten. Verständlich, denn hier kommt vielleicht jede ein bis zwei Monate mal ein Schiff mit Besuchern vorbei. Bekannt ist das Dorf für seine Webarbeiten. Wir können nicht widerstehen und decken uns direkt bei den Handwerkern mit Schals und Tüchern jeglicher Art ein. Dann bringt uns ein Minibus zur Anlegestelle der einheimischen Boote, mit denen wir die Suche nach den Süsswasser-Delphinen aufnehmen.
Auch Irrawaddy-Delphine genannt, gehören sie zu Kambodschas gefährdeten Tierarten. Experten befürchten, dass nur noch etwa 60 Tiere in den Wassern des Mekong nördlich von Kratie überlebt haben. Die scheuen Flusssäugetiere schlafen nachts in Höhlen am Boden des Flusses, stellen dabei ihre Körperaktivitäten fast vollständig ein und tauchen in der Frühe auf, um Luft zu holen. Wir haben Glück, denn nach einer Stunde des Kreuzens auf dem Fluss sehen wir ganz in der Nähe die eleganten Körper mit den charakteristischen Finnen auf dem Rücken immer wieder aus dem Wasser auftauchen.
Tage 8, 9 und 10: Gemächliche Flussfahrt zurück zum Tonle River
Bei diesem Teil unserer Reise verbleibt uns genügend Zeit, die Feuchtgebiete um die Mündung des Tonle Sap zu erforschen, in denen es ein beispielloses Vogelleben und sogar schwimmende Dörfer gibt. Schon früh am Morgen sind wir an Deck, denn die Orient Pandaw kreuzt durch den immer enger werden Tonle-Fluss, der sich durch schwimmende Dörfer und riesige Fischreusen schlängelt. Bevor der Fluss in den Tonle Sap-See mündet, müssen Kapitän und Lotse unserer Orient Pandaw ein Meisterstück in Navigation ablegen, denn ohne Hilfe von Bojen oder sonstigen Kennzeichen am Ufer muss die richtige Passage in dem Gewirr der Flussarme gefunden werden.
Jetzt, am Ende der Regenzeit, haben sich Fluss und See um das Dreifache ausgedehnt und die Wassermassen beginnen in den Mekong abzufließen. Jetzt beginnt die Zeit des Fischfangs. Familien besteigen ihre Boote und leben für kurze Zeit in Hütten, die auf Stelzen gebaut sind. Wenn das Wasser sinkt, legen sie Netze aus und stellen Reusen und geflochtene große Körbe als Fallen auf. Bis zum Februar verringert sich das Wasservolumen auf ein Drittel des Höchststandes und bei sinkendem Wasserstand gibt es für die Fische kein Entrinnen: Sie werden gefangen und die meisten bis zum nächsten Morgen nach Thailand verschifft.
Auf unserem Schiff bietet unser Chefkoch stets die Möglichkeit, auch unter einheimischen Gerichten wählen zu können. Zu einer kambodschanischen Mahlzeit gehört fast immer eine Suppe, die zusammen mit anderen Speisen gegessen wird. Zum Frühstück hat uns die kambodschanische Nudelsuppe bestens geschmeckt und lecker war die Fischsuppe mit Kokosmilch am Abend. Dazu wird ein knuspriges Baguette serviert, ein Andenken an die französische Vergangenheit. Die angebotenen Weine kommen meist aus Australien, das Bier wird von Joint-Venture-Unternehmen mit westlichen Brauereien hergestellt. Am besten hat uns das 333 (bah-bah-bah) geschmeckt.
Beispiel der Speisekarte am 8. Tag der Reise:
Dinner
Enter the Khmer culture by trying their traditional meals, prepared carefully by our Khmer speciality Chefs on board.
Green Pepper salad with shrimps and cracker
Khmer beef soup
Stir-fried chicken with hot basil and lemongrass
Whole baked fish in banana leaves
Crispy fried noodles, topped with chicken and mushroom
Stir fried cauliflower with egg
Steamed rice with fried shallot
Banana in coconut
Myat Ko Ko, Head Chef
Als wir den Tonle Sap Lake erreichen, werden wir zum traditionellen Sunset Farewell Cocktail auf dem Sonnendeck eingeladen. Dem Cocktail folgt ein Barbecue und wir nehmen an den festlich gedeckten Tischen auf dem Deck unter dem Sternenhimmel Platz. Zum Schluss wird uns an diesem letzten Abend der Flussfahrt noch einmal die gesamte Crew des Schiffes vorgestellt, die mit einem starken Applaus verabschiedet wird. Langsam wird es an Bord leiser, bis weit nach Mitternacht nur noch ein Grüppchen Unentwegter die Drinks und die laue Nacht genießen.
Tag 11
Wir überqueren den See, der eine Länge von über 100 Meilen aufweist. Vom Ankerplatz auf dem See bringen uns kleine Boote durch schwimmende Dörfer mit Kirche, Schule und „Supermarkt“ – alles schwimmend auf dem Wasser. Noch einmal machen wir an einer schwimmenden Fischfarm Halt, um das faszinierende Füttern der wuselnden Fischleiber zu sehen. Dann erreichen wir das Ufer und ein Bus bringt uns nach Siem Reap zur Verabschiedung. Ganz zünftig nehmen wir dann eine Motorrad-Rikscha und fahren mit dieser vor dem Hotel „Le Meridien“ vor, das wir als Stützpunkt für unsere Besichtigungen von Angkor Wat ausgesucht haben.
Tage 12, 13 und 14: Siem Reap und Angkor Wat
Siem Reap war ein großes Dorf, bevor französische Kolonialherren Angkor Wat im 19. Jahrhundert wieder entdeckten. Doch die Faszination der Ruinen katapultierte dieses Gebiet recht schnell in ein Touristen-Mekka. Das erste große Hotel, „The Grand Hotel d’Angkor“, wurde bald zum Anziehungspunkt für die Reichen und Schönen. Charlie Chaplin und Jackie Kennedy bestaunten – ebenso wie tausende Neugierige – die freigelegten mächtigen Ruinen.
Seit nunmehr 10 Jahren wächst der Besucherstrom stetig an und seitdem Angkor Wat auf die Liste der Neuen Sieben Weltwunder gesetzt worden ist und außerdem als UNESCO World Heritage Site gilt, sind die Touristen nach der Ära der Roten Khmer wieder da, und das in immer größer anwachsender Zahl.
Und was ist das Schönste am Abend nach den anstrengenden Besichtigungen? Richtig – eine wohltuende klassische Khmer-Massage oder eine Reflexzonen-Fußmassage. In Siem Reap werden auf Schritt und Tritt solche angeboten und wir können diese nur empfehlen. Gegen unseren gesunden Hunger gehen wir ins Café Indochine und genießen gehobene einheimische Küche auf einer luftigen Terrasse auf Stelzen. Für einen ausklingenden Abend empfehlen wir die Red Piano-Bar. Hier besteht die Dekoration aus Filmplakaten und Fotos von Angelina Jolie in ihrem Film Tomb Raider. Mit einem Glas Tomb Raider-Cocktail stoßen wir auf schöne Tage an.
„Angkor Wat sehen und sterben“
Umgeben vom Siem Reap River, ist Angkor Wat das größte religiöse Monument der Welt. Und selbst Borobudur und Prambanan auf Java werden auf die nächsten Plätze verwiesen. Erbaut von König Suryavarman II im 12. Jahrhundert zu Ehren des hinduistischen Gottes Vishnu, ist das Ausgrabungsgebiet heute die am meisten besichtigte historische Stätte der Welt. Neueste Forschungen per Satellit kommen zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass Angkor schon eine Million Einwohner hatte, als London z.B. gerade mal 30.000 Bewohner zählte!
Um den Tempel kreisen immer mehr Legenden und Histörchen: So wird gesagt, dass ein Sonnenstrahl durch sämtliche Türöffnungen des Tempels während eines bestimmten Tages im April bricht. Und der britische Historiker Arnold Toynbee seufzte: “See Angkor Wat and die“. Dem können wir nur zustimmen, denn unser Wunsch, diese historische Stätte zu besuchen, keimte bereits zu Schülerzeiten auf.
Als wir jetzt die steilen Stufen der Treppen zu den Tempeln erklimmen, kommen wir außer Atem oben vor den Toren an und müssen uns beim Eintritt bücken. Waren die Menschen damals wirklich so klein? Nein, alle Eingänge waren so niedrig geplant, damit die Besucher automatisch ihre Köpfe neigen mussten als Zeichen von Respekt vor jemand Höherem. In Angkor Wat ist wirklich so viel zu besichtigen, dass wir mehrere Tage allein in dieser Ruine verbringen könnten. Besonders gefallen haben uns die längsten zusammenhängenden Flachreliefs der Welt, die die äußere Galerie auf ihrer gesamten Länge von über 800 m schmücken und uns Einblicke in die Geschichte der hinduistischen Mythologie gewähren.
Angkor Thom
Die befestigte Stadt („Große Stadt“) hat fünf gewaltige Tore und ist von einem 100 m breiten Graben umgeben und erstreckt sich über ein Gebiet von 10 qkm. Sie wird von einer 8 m hohen und 12 km langen quadratischen Mauer und einem 100 m breiten Kanal umgeben, in dem früher hungrige Krokodile gelauert haben sollen. Die 20 m hohen Tore sind mit vier riesigen Gesichtern verziert.
Im Zentrum befinden sich die wichtigsten Tempelanlagen Bayon, Baphuon, die Elefantenterrasse, die Terrasse des Leprakönigs, Phimeanakas und der ehemalige Königspalast. Der Tempelberg Bayon des Königs Jayavarman VII steht im Zentrum der königlichen Stadt und ist einer der Hauptanziehungs-punkte unter Angkors vielen Bauwerken. Zu den Attraktionen gehören die verwinkelten Gänge, die steilen Treppen und insbesondere die beein-druckende Ansammlung der 34 dunklen Türme mit 216 erhaben lächeln-den, Gesichtern. An jeder Stelle des Tempels blicken mindestens ein Dutzend dieser riesengroßen Gesichter auf uns Winzlinge herab.
Ta Prohm
Wenn Sie den Film Tomb Raider II angeschaut haben, dann haben Sie Angelina Jolie als Lara Croft in einen Tempel hinein- und herauseilen sehen, der von gigantischen Baumwurzeln umklammert wird. Die Szene spielt im Ta Prohm Tempel. Dieser Platz der Verehrung wurde zu Ehren der Königs-mutter von König Jaryavarman VII erbaut. Man glaubt, dass ungefähr 80.000 Einheimische aus mehr als 3.000 Dörfern der Umgebung notwendig waren, um dieses eindrucksvolle Monument zu erstellen. Ganz im Gegensatz zu Ankor Wat, welches restauriert wurde, ist die Struktur von Ta Prohm seit der Errichtung als Kloster und Hochschule unberührt geblieben. Im Würgegriff des Dschungels bieten sie ein wahrhaft abenteuerliches Urwalderlebnis.
Zum guten Schluss
Was uns wohl am längsten in Erinnerung bleiben wird, das sind die freundlichen Menschen in Vietnam und vor allem in Kambodscha. Trotz vieler Jahre Blutvergießen, Hunger und politischer Unwägbarkeiten ist es Vietnamesen wie auch Kambodschanern gelungen, ein von Herzen kom-mendes Lächeln zu bewahren. Uns wurde stets aufrichtige Herzlichkeit und Wärme entgegen gebracht.
Eine Reise mit der Pandaw auf dem Mekong kann kaum noch überboten werden. Oder doch? Wir erinnern uns: Die Orient Pandaw kreuzt ab Juli 2009 auf dem längsten Fluss Malaysias, auf dem Rajang River in Borneo. Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit, die zweitgrößte Insel der Welt per River-Cruise zu entdecken?
INFO-BOX
Klima und Reisezeit – Trockenzeit von November-Februar: trockener Nordost-Monsun mit erträglichen Temperaturen
„Heiße“ Zeit von März – Mai: Trockene Hitze mit Temperaturanstieg bis auf über 40 Grad.
Regenzeit von Mai-Okt.: Südostmonsun mit starken Regenfällen und hoher Luftfeuchtigkeit.
Doch lassen Sie sich nicht von der Bezeichnung „Regenzeit“ irritieren! Die Regenfälle sind zwar heftig, aber nur von ganz kurzer Dauer – und meist am Nachmittag, Abend oder in der Nacht. So empfinden wir die Regenschauer jetzt am Anfang Oktober eher als Abkühlung und als Belustigung.
Flüge – Non-Stop-Flüge mit Vietnam Airlines (Fluglinie mit den modernsten Maschinen. Andere Linien fliegen meist über Bangkok, Hongkong oder Singapur)
Einreiseformalitäten – Besucher aus der EU und der Schweiz benötigen alle ein Visum für Vietnam, erhältlich bei den Botschaften in Berlin, Wien oder Bern. Für Kambodscha wird dieses entweder bei Einreise am Flughafen in Phnom Penh oder Siem Reap erteilt, bzw. an Bord der Pandaw Schiffe gegen eine amtliche Gebühr von US-$ 25,– p.P.
Impfungen – Malaria-Prophylaxe; wegen der aktuell benötigten Impfungen informieren Sie sich bitte bei Ihrem Hausarzt.
Sicherheit – Überfälle auf Reisende sind bereits Geschichte, in den Großstädten ist dieselbe Vorsicht anzuraten wie in deutschen oder internationalen Großstädten auch.
Pandaw-Kontakt: www.pandaw.com